Deichschau mit Fachleuten, Verwaltung und Anwohnern
Bauarbeiten an Ostrauer und Göbitzer Deich stehen nicht mehr in den Sternen
Einmal im Jahr sind die Deiche „anzuschauen“. Das verlangt das Wassergesetz Sachsen-Anhalts. Es werden Termine für die verschiedenen Deichabschnitte festgelegt und veröffentlicht, denn jede/jeder Interessierte soll an der Deichschau teilnehmen können. Auf eigene Gefahr und Kosten, versteht sich.
Die Gefahr hält sich in Grenzen, denn es wird überwiegend auf der Deichkrone gewandert, was der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) ansonsten untersagt und da muss man halt ein wenig aufpassen. Die Kosten könnten sich mit einem Paar Gummistiefel erledigen. Dafür kann man als Anwohner, Praxiskundiger oder sonstig häufig vom Hochwasser Betroffener sagen, was abgeht, wenn der jeweilige Deichabschnitt die anliegenden Flächen nicht so vor der gelegentlich sehr wütenden Weißen Elster schützt, wie man das wohl erwarten dürfte. Und dann muss nur noch das Wetter halbwegs passen.
In diesem März passte es nur an den Tagen für die Schau der Bornitzer, Ostrauer und Göbitzer Deichabschnitte gerade so. Für die Schau der Deiche ab Bahnübergang Wasserwerk, Schöpfwerk Predel und Eisberg Profen mussten neue Termine gesucht werden. Am 28. März vertröpfelte der Nieselregen pünktlich um 10.15 Uhr und tatsächlich warteten am Parkplatz an der Straßenbrücke über die Weiße Elster in Ostrau zwei Ostrauer und eine Göbitzerin auf die Leute vom LHW, von der unteren Wasserbehörde des Burgenlandkreises, vom Ordnungsamt der Gemeinde Elsteraue und den Bürgermeister. In Ostrau deswegen, weil Deichbegehungen grundsätzlich entgegen der Fließrichtung des Gewässers erfolgen, erklärte Alexander Dorn vom LHW.
So gesehen beginnt der Ostrauer Deich vor der ehemaligen Mühle in Ostrau. Und weil der einstige Müller Heinz-Rüdiger Hofbauer mit in der Runde war, ging es dort sofort zur Sache. Seit 2015 ist hier zum Beispiel ein Absperrbauwerk gegen Rückstau im Gespräch. Zwar laufen längst die Planungen dafür, aber wer will es den Ostrauern verdenken, dass sie ungeduldig auf den Baubeginn warten.
Viel zu viel Bewuchs stellten die „Wanderer“ zu nahe vor allem am Ostrauer Deich fest, auch sehr alte, überständige Bäume mit recht neu aussehenden Nistkästen, was dafür spricht, dass „der Naturschutz“ ein Auge auf sie hat. Das muss ebenso beachtet werden wie die vorhandenen Siele, wenn man den Deich an bestimmten Stellen in Höhe und/oder Breite verändern will. Von den notwendigen Deichüberquerungen ganz zu schweigen.
Und es geht auf der gesamten Strecke stets um den künftigen Deichverteidigungsweg und nicht zuletzt die Möglichkeit, bestehende befestigte Wege mit einzubeziehen. Das ist nicht nur eine Kostenfrage, sondern auch eine Frage des Verbrauchs von Boden. Besonders eng freilich wird es an der Kleingartenanlage vor Göbitz. Dort muss der Deich höher und also auch breiter werden. Die Kleingärtner müssen sich nicht sorgen, ihre Gärten bleiben erhalten. Eine Spundwand soll dort im Deichkörper verankert werden, die nach Ende der Bauarbeiten nicht zu sehen ist.
Maulwürfe, Wühlmäuse und vielleicht auch größeres Getier haben seit der letzten Deichschau besonders im Göbitzer Abschnitt eine Menge Löcher gebuddelt. Auch da wartet viel Arbeit. Hinter der neuen Mühlgrabenbrücke vor Maßnitz hellt sich dann aber doch einmal Bürgermeister Andreas Buchheims Miene auf: die Bauern haben ihr Versprechen, einen fünf Meter breiten Schutzstreifen vor dem Deichfuß nicht mehr zu bearbeiten, eingehalten. Den braucht man unbedingt für die Deichverteidigung, auch dass eine Lehre aus dem Hochwasser von 2013.
Und wann geht es nun endlich richtig los, Herr Dorn? „Wir könnten. Aber erst, wenn alle Grundstücksangelegenheiten erledigt sind. Und da bedarf es noch einer letzten Klärung.“
Maria Barsi
„Die Ostrauer Hartmut Pleß und Heinz-Rüdiger Hofbauer kennen sich aus bitterer Erfahrung mit Hochwasser aus. Helfried Schierig von der Unteren Wasserbehörde und Planer Alexander Dorn vom LHW sind in Sachen Deiche Ansprechpartner für Bürgermeister Andreas Buchheim sowie Daniela Beyer und Peggy Berger vom Ordnungsamt (von links)“