Gedenken an die Opfer des Faschismus
Rehmsdorf/bar. Am ehemaligen Bahnhof in Rehmsdorf findet aus gutem Grund alljährlich das zentrale Gedenken des Burgenlandkreises an die Opfer des Faschismus statt. Am Rand des Dorfes befand sich zum Ende des II. Weltkrieges das Außenlager „Wille“ des Konzentrationslagers Buchenwald, in das in nur wenigen Monaten 8 836 überwiegend ungarische Juden gebracht wurden, um ihre Lebenskraft zur Zwangsarbeit auszunutzen. 945 von ihnen kamen in der Folge in Rehmsdorf durch Hunger, Kälte, Entkräftung, Schwerstarbeit, fehlende sanitäre Anlagen und Repressalien ums Leben. 4 927 starben nach sogenannten Rücktransporten in den Gaskammern von Auschwitz und bei Todesmärschen nach der Räumung des Lagers Rehmsdorf.
Die diesjährige Gedenkveranstaltung am 27. Januar war eine besondere. Nicht nur durch deutlich mehr Teilnehmer als in den vergangenen Jahren. Unter ihnen Schüler der Sekundarschule Reuden und der Schule „Am Schwanenteich“ Zeitz, Einwohner der Gemeinde Elsteraue und der Stadt Zeitz, Abgeordnete des Land- und des Kreistages, der Landrat, mehrere Bürgermeister und Gemeinderäte. Denn im Rahmen des Projektes „Gedenkstätte Rehmsdorf“ wurde eine noch im Original vorhandene und restaurierte Baracke des damaligen Lagerbereiches übergeben. In ihr steht unter anderem ein den Originalen nachgebautes vieretagiges hölzernes Bettgestell mit den enorm engen Liegeflächen, wie sie tatsächlich im KZ-Außenlager für je 800 Menschen pro Baracke standen. Und dazu mehrere sehr informative Tafeln zur Geschichte dieses unheilvollen Ortes.
Die Kosten des Aufbaus der erweiterten Gedenkstätte trug die Gemeinde Elsteraue bei weitem nicht allein. Mit im Boot sind der Burgenlandkreis und die Stadt Zeitz, dazu kamen Fördermittel aus dem Bundesprojekt „Toleranz fördern – Kompetenz stärken“ und vom Landesverwaltungsamt. Auch für die weitere Gestaltung der Gedenkstätte und ihren Betrieb stehen finanzielle Mittel zur Verfügung.
Dass das Erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus an dieser Stelle nicht verloren gegangen ist, dankte Landrat Götz Ulrich vor allem dem enormen Engagement des Rehmsdorfers Lothar Czoßek, der nicht vergessen wollte, was er als 15-Jähriger in seinem Heimatdorf auf dem Weg zur Arbeit sah. Seit Jahrzehnten arbeitet er ehrenamtlich die Geschehnisse auf, sichert und sucht Dokumente, informiert, half ehemaligen Gefangenen und ihren Nachkommen auch bei der Aufarbeitung ihrer sehr schmerzlichen Familiengeschichten. „Noch bin ich da, noch kann ich berichten“, sagte der mittlerweile 89-Jährige mit einem deutlich sorgenvollen Unterton. Und nicht nur Ulrich versicherte ihm, auch weiterhin diesen authentischen historischen Ort erhalten zu wollen. Zur Erinnerung, zur Mahnung und zum Nachdenken.